Ein Mensch ist erst vergessen,
wenn sein Name vergessen ist
Leitmotiv
des Stolperstein-Initiators
Gunter Demnig

Landes-Heil- und Pflegeanstalt Herborn

(Landkreis Lahn-Dill-Kreis, Hessen)
Im Rahmen der "Aktion T4" wurden verschiedene Heil- und Pflegeanstalten zu Tötungsanstalten umgebaut, um dort Menschen massenhaft zu ermorden. Der Landes-Heil und Pflegeanstalt in Herborn kam ab 1941 die Funktion einer sogenannten "Zwischenanstalt" für die Tötungsanstalt in Hadamar zu.

Ende 1940 ließ die "T4"-Zentrale Umbauten in der Landesheilanstalt Hadamar durchführen, um sie als Tötungsanstalt für die "T4-Aktion" einzusetzen. Eine Gaskammer, ein Sezierraum und zwei Verbrennungsöfen wurden installiert sowie eine Busgarage erbaut. Ab Januar 1941 wurden dort Tötungen durchgeführt.

Funktion der Zwischenanstalten war die vorübergehende "Lagerung" der für die Tötungsanstalten bestimmten Transporte. Das NS-System wollte auf diese Weise sicherstellen, dass jeweils nur so viele Opfer angeliefert wurden, wie unmittelbar darauf ermordet werden konnten. Zum Einzugsbereich der Tötungsanstalt Hadamar gehörten neben Herborn auch die Anstalten in Andernach, Eichberg, Scheuern, Idstein (Kalmenhof) und Weilmünster.

Im Juni 1940 wurden in Herborn Meldebögen zur Selektion verteilt, mit denen die Patienten erfasst und an den "Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" übermittelt wurden. Dort wurde dann über Leben und Tod entschieden. Auf der Grundlage dieser Meldebögen wurden in neun Transporten zwischen dem 24. Januar 1941 und dem 24. März 1941 zunächst insgesamt 652 Stammpatienten nach Hadamar verfrachtet und dort kurz nach der Ankunft auch hier durch Vergasung ermordet. Die Anstalt wurde so "frei gemacht" zur Aufnahme von Zwischenanstaltspatienten.

Der erste Transport von Zwischenanstaltspatienten erreichte Herborn am 9. April 1941 aus der Anstalt Lüneburg. Die Verlegungen nach Herborn erfolgten immer per Bahn. Demgegenüber erfolgten die Verlegungen nach Hadamar immer mit sogenannten Gekrat-Bussen. Es folgten Transporte aus Merxhausen, Marburg, Warstein und Aplerbeck. Insgesamt trafen 885 Menschen ein, von denen 18 vor dem Weitertransport verstarben und 858 nach Hadamar in den Tod geschickt wurden. In diesem Rahmen wurden auch nochmals 72 Stammpatienten aus Herborn nach Hadamar in den Tod geschickt.

 

Verweise und Links

Wikipedia-Artikel "Vitos-Herborn" über die 1911 als Landes-Heil- und Pflegeanstalt gegründete psychatrische Klinik

Webseite der Gedenkstätte Hadamar

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