Ein Mensch ist erst vergessen,
wenn sein Name vergessen ist
Leitmotiv
des Stolperstein-Initiators
Gunter Demnig

Verfolgt, verschleppt, ermordet

Nach dem Überfall auf Polen durch die deutsche Wehrmacht am 1. September 1939, durch den der 2. Weltkrieg in Europa ausgelöst wurde, besetzte das nationalsozialistische Deutschland binnen kürzester Zeit weite Teile Polens, der Tschechoslowakei und ab 1941 auch Gebiete der damaligen Sowjetunion (heute Russland, Weißrussland und Ukraine).
Zeitgleich wurde die systematische "Vernichtung" der dort beheimateten jüdischen Bevölkerung vorbereitet und durchgeführt.
Ab 1941 begannen die Deportationen der Juden und weiterer verfolgter Personengruppen aus den deutschen Reichsgebieten  in das sog. Reichskommissariat "Ostland". Die betroffenen Opfer waren zuvor in Deutschland bereits ausgegrenzt oder in Sammeleinrichtungen isoliert worden, bevor man sie zu Tausenden in die weit entlegenen Arbeits- und Vernichtungslager im Osten verschleppte.

Die Deportationen waren dabei von einem erheblichen bürokratischen Aufwand begleitet. Die nationalsozialistischen Gau- und Kreisleiter waren involviert, Gestapo und Ordnungspolizei vollzogen Festnahmen und Deportationen, die Finanzbehörden und Banken bemühten sich um die letzte Ausplünderung der Opfer. Auch Angestellte der Zwangsorganisation der deutschen Juden ("Reichsvereinigung") wurden gezwungen, an den Deportationen mitzuwirken. Für die Opfer - häufig ältere Personen - gab es dabei kein Entrinnen.
Den durchschittlichen "deutschen Volksgenossen" blieb dabei nicht verborgen, dass Menschen abgeholt wurden und ein unglückliches Schicksal erleiden würden[1].   

Gegen Ende des Jahres 1941 begannen auch die ersten Deportationen aus der Stader Region. Nach kurzen Zwischenaufenthalten in Hamburg oder Bremen wurden die hier lebenden Juden mit der Reichsbahn zu den Deportationsorten verbracht: nach Theresienstadt, nach Riga oder nach Minsk. Dort wurde ein Großteil von ihnen in planmäßigen Vernichtungsaktionen durch Giftgas, Erschießung oder gezielt herbeigeführte Entkräftung ermordet. Die letzte bekannte Deportation aus der Stader Region fand Mitte August 1943 aus Assel statt. Lediglich eine Stader Jüdin, die 1899 geborene Erna Davids, konnte das Vernichtungslager überleben[2].  

  • [1] vgl. Dieter Pohl, "Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933-1945" aus der Reihe "Geschichte Kompakt", Darmstadt 2003, ISBN 353415158-5 S.87
  • [2] vgl. Hartmut Lohmann, "Der Landkreis Stade in der Zeit des Nationalsozialismus", Stade 1991, S.310

Deportationsorte der verfolgten Menschen aus der Region Stade

 

Bendorf-Sayn - Jacoby'sche Anstalten
(Israelitische Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke (1869 - 1942);
Rheinland-Pfalz, Bendorf, Kreis Mayen-Koblenz)
Auf Veranlassung der Nationalsozialisten wurde die mit privaten Mitteln gegründete Einrichtung in Bendorf-Sayn zu einer zentralen Aufnahmestätte jüdischer Patienten und diente ab 1940 der Vorbereitung der Deportation. In fünf Transporten (zwischen März und November 1942) wurden 573 Personen in die Vernichtungslager des Ostens gebracht. In den Anstalten selbst starben 142 Menschen zwischen 1940 und 1942
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Izbica
(Woiwodschaft Lublin, Polen)
Das Konzentrationslager "Ghetto Izbica" südöstlich von Lublin war ab 1942 Durchgangslager in die Vernichtungslager Ostpolens - vor allem nach Belzec und Sobibor.
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Kinderfachabteilung Lüneburg
(der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg; 1941-1945)
Die „Kinderfachabteilung” der Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg bestand von Oktober 1941 bis März 1945. Neben etwa 300 bis 350 ermordeten „Reichsausschuss-Kindern” starben hier mindestens weitere 100 Kinder-Patienten an den Folgen von Mangel- und Fehlversorgung.
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Mauthausen - NS-Konzentrationslager
(Bezirk Perg, Österreich)
Das Konzentrationslager Mauthausen war das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten auf dem Gebiet Österreichs, der damaligen Donau- und Alpenreichsgaue. Es befand sich 20 Kilometer östlich von Linz in Mauthausen und bestand vom 8. August 1938 bis zu seiner Auflösung nach der Befreiung seiner Insassen durch US-amerikanische Truppen am 5. Mai 1945. Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers befindet sich heute eine Gedenkstätte.
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Minsk - "Ghetto Minsk"
Nach dem Angriff auf die Sowjetunion wurde in Minsk ein Ghetto für etwa 85.000 Juden der Stadt und Umgebung eingerichtet. Von November 1941 bis Oktober 1942 wurden über 35.000 Juden aus Deutschland und "Böhmen und Mähren" nach Minsk deportiert und später von dort in das Vernichtungslager Maly Trostinec verbracht.
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Ravensbrück - NS-Konzentrationslager
(Brandenburg, Stadt Fürstenberg/Havel)
Das Konzentrationslager Ravensbrück (auch KZ- oder KL-Ravensbrück) war das größte deutsche Konzentrationslager der Schutzstaffel (SS) für weibliche Häftlinge im Deutschen Reich. Es bestand von 1938/1939 bis April 1945 im damaligen brandenburgischen Landkreis Templin. Es befand sich in der Nähe der kleinen – damals mecklenburgischen – Stadt Fürstenberg/Havel, einem Luftkurort, rund 100 km nördlich von Berlin. Seit 1959 befindet sich auf dem Gelände die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (neugestaltet 1991).
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Riga - "Ghetto Riga"
Das Ghetto von Riga war ein kleiner, abgesperrter Randbezirk der lettischen Hauptstadt Riga, in dem deutsche Besatzer während des Zweiten Weltkriegs Juden internierten. Fast alle wurden - innerhalb des Ghettos oder in den angrenzenden Wäldern oder benachbarten Konzentrationslagern - ermordet. Im Ghetto Riga lebten auf engstem Raum zunächst lettische Juden, später Juden aus dem Deutschen Reich.
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Sachsenhausen - NS-Konzentrationslager
(bei Oranienburg, Brandenburg, Kreis Oberhavel)
Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde bereits 1936 eingerichtet und diente unter anderem als "Ausbildungslager" für NS-Kommandanten. Insbesondere durch Massenerschießungen sind vermutlich mehrere zehntausend Menschen in Sachsenhausen ums Leben gekommen.
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Sobibor - NS-Vernichtungslager
(Stadt Wlodawa, Woiwodschaft Lublin, Polen; 1942-1943)
Das Vernichtungslager Sobibor wurde 1942 von den deutschen Besatzern zur Massenermordung deutscher, polnischer und niederländischer Juden errichtet. Schätzungen zufolge kamen dort bis zu 250.000 Juden durch Gasvergiftungen ums Leben.
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Theresienstadt
(heutiger Name: Terezin; Ústecký kraj, Tschechien)
Internierungslager für verfolgte Juden aus "Böhmen und Mähren", Deutschland und Österreich.
Ab 1942 Durchgangsstation zur weiteren Deportation nach Auschwitz
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Treblinka
(nordwestlich von Wahrschau, Polen)
Ab Juli 1942 wurde im Vernichtungslager Treblinka mit den systematischen und massenhaften Ermordungen durch Gasvergiftung begonnen. Hier kamen etwa 900.000 Menschen ums Leben.
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Weilmünster - Heil- und Pflegeanstalt
(Hessen, Landkreis Limburg-Weilburg; gegründet 1887; heute: Vitos Weilmünster)
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Klinik zum Tatort der Verbrechen der nationalsozialistischen Rassenhygiene. Zwischen 1940 und 1945 kamen 6000 Patienten aus Weilmünster in der Einrichtung selbst oder in der Tötungseinrichtung Hademar ums Leben.
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