Heinrich Waller
* 1889 † 1948
Sachsenstr. 40, Stade
HEINRICH WALLER
Jahrgang 1889
verhaftet 1943
Arbeitserziehungslager
Bremen-Farge
1944 Sachsenhausen
Ravensbrück
Misshandelt
Tot an Folgen
Biografische Informationen
Heinrich Waller wurde am 29. Juli 1889 in Abbenfleth geboren.
Er hatte 1903 die Volkssschule besucht und war anschließend bis 1910 ind der Küsten- und Seeschiffahrt tätig. Von 1911 bis 1913 leistete er seinen Militärdienst auf dem Kreuzer "Viktoria Luise" und wurde bereits bei der Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg am 30. Juli 1914 eingezogen.
Erst Mitte November 1918 kehrte er nach Stade zurück und arbeitete danach wieder in der Schiffahrt.
Ab 1921 war er zunächst in Altona beschäftigt und erhielt dann im Juli 1927 bei den städtischen Betriebswerken in Stade eine Anstellung als Kranführer.
Heinrich Waller war aktives Mitglied der Sozialdemokratischen Partei.
Schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die Ausschaltung der poltischen Gegner auf kommunaler Ebene vorbereitet worden. Der Druck richtete sich insbesondere gegen die Arbeiterbewegung, und nach dem 30. Januar 1933 wurden Mitglieder kommunistischen und der sozialdemokratischen Parteien durch Kündigungen, Verbote und Verhaftungen von der politischen Teilhabe ausgeschlossen.
Bereits am 24. April 1933 beschloss der Magistrat der Stadt Stade auf Antrag der NSDAP, vier Sozialdemokraten aus dem öffentlichen Dienst zu entlassen. Darunter auch Heinrich Waller, der gegen diese Kündigung umgehend Widerspruch einlegte.
Nach seiner Entlassung bei den Städtischen Betriebswerken blieb Heinrich Waller zunächst sieben Monate arbeitslos, bis er Ende Januar 1934 eine Beschäftigung als Stanzer auf der Stader Schiffswerft fand. Hier arbeitete er etwa 18 Monate und wurde dann als Wagenpfleger und Kraftfahrer bei den städtischen Omnibusbetrieben eingestellt.
Bis 1943 behielt er diese Stellung, bevor er am 20. Oktober 1943 direkt an seinem Arbeitsplatz verhaftet wurde.
Zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls festgenommen worden war, blieb er bis zum 3. Dezember im Stader Gefängnis in Untersuchungshaft und wurde dann gemeinsam mit seiner Frau in das sog. "Arbeitserziehungslager" Farge bei Bremen verbracht. Heinrich und Margarethe Waller gehörten zu den ersten politischen Gefangenen des Lagers.
Heinrich Waller erlangte in Farge die Sonderstellung eines sog. "Kapo" und musste in diesem Zusammenhang Leitungsaufgaben und Verantwortung für die ihm zugwiesenen Mithäftlinge übernehmen. In dieser Rolle soll er sich jedoch mehrfach gegen die Lagerleitung gestellt haben, indem er sich für das Wohl seiner Mitgefangenen eingesetzte. Für dieses Verhalten wurde er selbst häufig von der Aufsicht führenden SS misshandelt.
Im Frühjahr 1944 wurde Heinrich Waller zunächst in das KZ Sachsenhausen und vor dort zu einem Arbeitskommando des KZ Ravensbrück verlegt. Bis zum Kriegsende blieb er in Haft und musste, wie seine Frau, für die Rüstungsindustrie arbeiten.
Nach Kriegsende kehrte Heinrich Waller nach Stade zurück und konnte seine alte Anstellung bei den Omnibusbetrieben wieder aufnehmen. Daneben engagierte er sich für den Wiederaufbau der von den Nationalsozialisten zerschlagenen freien Gewerkschaften.
Verfolgung und Misshandlung führten bei Heinrich Waller zu schweren gesundheitlichen Schäden, so dass er am 13. Oktober 1948 an den Spätfolgen im Stader Krankenhaus verstarb.
Siehe auch: Margarethe Waller